Flutkatastrophe von 1953

Blick über das überflutete Oude-Tonge auf Goeree-Overflakkee

Die Flutkatastrophe von 1953, in den Niederlanden und Flandern (Belgien) als Watersnood oder de Ramp („die Katastrophe“), in Großbritannien als (Great) North Sea flood oder East Coast floods und in Deutschland auch als Hollandsturmflut bezeichnet, gilt als die schwerste Nordsee-Sturmflut des 20. Jahrhunderts. Sie ereignete sich in der Nacht von Samstag, 31. Januar, auf Sonntag, den 1. Februar 1953, und betraf große Teile der niederländischen und britischen Küste sowie in geringerem Ausmaß Belgien.

Durch das gleichzeitige Auftreten einer ausgeprägten Springflut und eines schweren Sturms aus Nordwest stieg die Nordsee in Southend/Essex auf 2,74 Meter und bei King’s Lynn in Norfolk auf 2,97 Meter.[1] Bei Hoek van Holland wurde ein Stand von 3,85 Metern über NAP gemessen, wobei dort der normale Tidenhub bei 80 Zentimetern lag; bei Brouwershaven stieg das Wasser auf 4,25 Meter, in Vlissingen auf 4,55 Meter und in Kruiningen auf 5,25 Meter.[2]

Trotz groß angelegter Rettungsaktionen kostete die Flut viele Menschenleben. Nach offiziellen Angaben starben in den Niederlanden 1835 Personen,[3] der größte Teil davon in der Provinz Zeeland;[4] in Großbritannien fanden 307 Menschen den Tod, in Belgien 14 und auf See 252 beim Untergang einer Fähre und mehrerer Fischerboote.[1] Der Sturm wütete auch über der deutschen und dänischen Nordseeküste, wo er als mittlere Sturmflut ohne Verlust von Menschenleben auftrat. Insgesamt kamen bei der Katastrophe 2408 Menschen ums Leben.

Der letzte beschädigte Deich konnte erst zehn Monate später, im November 1953, bei Ouwerkerk auf Schouwen-Duiveland geschlossen werden. Die Katastrophe wurde in den Niederlanden zum Auslöser eines beispiellosen Hochwasserschutzprogramms, des Delta-Plans. Die seeländische und südholländische Küste wurde durch die Anlage von Hunderten Kilometern neuer Deiche befestigt und die breiten und tiefen Mündungen von Maas und Schelde mittels Sperrwerken von der See abgeriegelt. Der Bau dieser gewaltigen Schutzbauten schuf eine ganz neue Infrastruktur und verband zugleich das bis dahin wirtschaftlich schwächere Zeeland mit dem mehr industrialisierten Süd-Holland. In Großbritannien führte die Katastrophe zur Planung des Flutschutzwehrs Thames Barrier, das allerdings erst 20 Jahre später verwirklicht wurde. Auch in Belgien war die Katastrophe Anstoß für umfassende Überlegungen; das Projekt Sigma-Plan wurde aber erst ins Leben gerufen, nachdem das Land 1976 eine weitere Flutkatastrophe hatte überstehen müssen.

  1. a b metoffice.gov.uk (Memento vom 5. Juli 2004 im Internet Archive)
  2. Rijkswaterstaat (Wasserministerium). Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 7. Dezember 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/www.rijkswaterstaat.nl (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  3. Centraal Bureau voor de Statistiek (CBS). Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Dezember 2011; abgerufen am 7. Dezember 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.cbs.nl
  4. Koninklijke Bibliotheek – Nationale bibliotheek van Nederland (Memento vom 1. Juni 2015 im Internet Archive)

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